Igelschutz - aber wie?

Jahrelang war man sehr schnell bereit, Igel, die nicht rechtzeitig in den Winterschlaf fielen, in menschliche Obhut zu nehmen, um sie aus vermeintlicher Todesgefahr zu retten. Heute weiß man: Nicht jeder Igel braucht im Herbst unsere Hilfe - aber jede Hilfe muß richtig sein.

Voraussetzung für die Aufnahme eines Igels

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es generell verboten, Tiere der besonders geschützten Arten - und dazu zählt der Igel - aus der Natur zu entnehmen. Nach dem Naturschutzgesetz ist es allerdings zulässig, kranke und verletzte Tiere vorübergehend aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen.  

Ernährung / Erwachsener Igel

Die Nahrung eines heranwachsenden bzw. erwachsenen Igels muß Eiweiß, Vitamine, Ballaststoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten und abwechslungsreich sein. Eine fleischhaltige Kost entspricht am ehesten der natürlichen Ernährung des Igels. Als Nahrung eignen sich Katzen- und Hundedosennahrung, rohes Rinderhack sowie gekochtes Geflügelfleisch, jeweils mit Igeltrockenfutter vermischt. Kleingeschnitenes Rindfleisch und Rinderherz werden als besondere Leckerbissen gerne angenommen. Achten Sie unbedingt darauf, daß der Igel nicht zu sehr zunimmt. 700 bis 1.000 Gramm Körpergewicht sind ideal, dafür genügen 1 bis 2 Eßlöffel Futter täglich. Extrem übergewichtige Igel werden träge und haben, wenn sie wieder in die Freiheit entlassen werden, größere Überlebensprobleme als normalgewichtige.

Bestimmte Nahrungsmittel sind für Igel ungeeignet, so z.B. gewürzte Speisen, Süßigkeiten, Milch (!) und Speisereste. Futter und Wasser müssen Zimmertemperatur haben. Futterreste müssen jeden Tag entfernt und die Schüsseln sorgfältig ausgewaschen werden.

Ernährung / Igelbabys (unter 100 Gramm)

Igelbabys müssen alle zwei bis vier Stunden und während der Nacht alle vier bis fünf Stunden gefüttert werden. Nach neueren Erkenntnissen ist jede Menschenbaby-Nahrung, auch Griesbrei, Reis- oder Haferschleim, sowie Zugaben von Honig und Traubenzucker für Igelbabys untauglich. Kurzzeitig können Igelbabys mit einer Mischung aus gleichen teilen ungesüßtem Fencheltee und Schlagsahne ernährt werden. ur ufzucht geeignete Präparate erhält man beim Tierarzt. Im Zweifelsfall sollte man zur Aufstellung eines enauen Speiseplanes immer Fachleute zu Rate ziehen, um den Tieren keinen Schaden zuzufügen. Schon zur Fütterung kleinster Igel verwendet man 2-ml-Einwegspritzen. Um die Verdauung ser junger Igel anzuregen, muß man ihnen nach der Fütterung unbedingt leicht den Bauch massieren.

Unterbringung

Das Igelgehege wird zunächst in einem gut belüfteten Raum mit Lichteinfall, normaler Luffeuchtigkeit und Zimmertemperatur estellt. Igel sind sehr lärmempfindlich und schlafen tagsüber. Küche, Kinderzimmer, Werkstatt, Garage, die meisten Kellerräume und Speicher eignen sich also zur Unterbringung nicht. Dem bewegungsfreudigen Tier muß jederzeit eine genügend große Auslaufmöglichkeit geboten werden. Ein Gehege von mind. 2 Quadratmeter mit etwa 45 - 50 cm hohen Holzwänden, die auch der Igel als guter Kletterer nicht überwinden kann, ist dazu unbedingt erforderlich. Als Einzelgänger sind mehrer aufgenommene gel stets getrennt unterzubringen. Als geeignetes Schalfhäuschen bietet sich eine Kartonschachtel an, die eine Größe von 30x30x30 cm mit einem Schlußloch von 12x12 cm aufweisen sollte. Wichtig sind eine wärmeisolierte Unterlage und wärmedämmendes Nestmaterial wie zum Beispiel zerknülltes Zeitungspapier. Plastik und Sägespäne verschluckt der Igel leicht, sie dürfen deshalb keine Verwendung finden. als Schlafhaus und der Auslauf werden mit Zeitungspapier ausgelegt und sind, solange der Igel noch aktiv ist, täglich zu reinigen, um einem erneuten Parasitenbefall vorzubeugen.

 

Überwinterung

Erreicht der aufgenommene Jungigel ein für den Winterschlaf ausreichendes Gewicht (600-700 Gramm) erst kurz vor dem Wintereinbruch oder gar danach, kann er nicht mehr ausgesetzt werden. Man muß ihm aber auch bei häuslicher Überwinterung Gelegenheit zum Winterschlaf geben. Für den Winterschlaf ist ein kalter Raum, dessen Temperatur nicht über 6 Grad liegen darf, erforderlich. Anderenfalls würde der Igel in einen kräftezehrenden "Dämmerschlaf" fallen. Die Umgebungstemperatur kann der Außentemperatur entsprechen, wenn ein Schlafhäuschen mit wärmedämmenden Nestmaterialien und doppelten Wänden zur Verfügung steht, das eine zu starke Auskühlung des Tieres verhindert. Während des Winterschlafes sollte eine "Notration" stets frisches Trinkwasser, aber auch etwas Igeltrockenfutter oder Dosenhundenahrung für den Fall zur Verfügung stehen, dass der Igel aufwacht und hungrig ist. Auch en schlafender Igel muß täglich kontrolliert werden.

Beeindigung des Winterschlafes und Aussetzen

Nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf (meist Ende März bis Mitte April) darf der Igel nicht gleich ausgesetzt werden. Er hat stark an Gewicht verloren und seine Muskeln sind noch nicht wieder durchtrainiert., so daß er auf lange Beutefänge gehen könnte. Es ist nun an der Zeit, dem Igel ein Freigehege zu bauen. Er kann sich bewegen, seine Muskulatur aufbauen und an Gewicht zulegen. Er sollte das Gewicht erlangen, das er vor dem Winterschlaf hatte. Sofern all dies erreicht wurde, kann der Igel ausgesetzt werden. Der Aussetzungsort sollte nach Möglichkeit der Ort sein, an dem man den Igel im Spätherbst gefunden hat.